Im Gespräch mit Renate Christin

Die in Regensburg geborene Künstlerin Renate Christin bekam ihre künstlerische Ausbildung an den Sommerakademien Salzburg und Milstatt und der Universität Haifa. Seit 1986 ist sie Leiterin des Internationalen Kunstforums Eichhofen.

Renate Christin war viele Jahre Vorsitzende der IGBK (Internationalen Gesellschaft für Bildende Künste) und Vorstandsmitglied der Bundes-GEDOK und der ECA. Sie stellte außer in den meisten europäischen Ländern auch in den USA, in Australien und Taiwan aus. Ihre Werke sind in in vielen öffentlichen Sammlungen vertreten, u.a. in der Deutschen Botschaft Washington und im Virginia Center for the Creative Arts/US. Ausgezeichnet wurde sie mit dem Kunstpreis der Masaryk’s Academy of Arts in Prag, mit der silbernen Ehrennadel des Lkrs. Regensburg und dem Nordgau-Kulturpreis.

In ihren Kunstprojekten “Straßen in Europa”, “Gemeinsames Haus Europa”, “Fremde-Freunde” und “Donau” setzt sie sich mit dem politischen Wandel in Europa auseinander.


 

Wann hast du erkannt, dass die Kunst dein Weg ist? Hattest du ein ausschlaggebendes Erlebnis?

 

Eigentlich habe ich schon immer gezeichnet, und zwar mehr Karikaturen. Wenn z.B. der Lehrer ins Klassenzimmer gekommen ist, dann war er in einer Minute auf dem Papier.

Ausschlaggebend für die Malerei war vielleicht eine leere Wand im Keller, die ich angemalt habe. Nachdem mein Mann sich nicht vorstellen konnte, dass seine Frau auch nur irgendwie malen kann, hab ich dann die Wand angemalt mit meinen beiden Kindern und mit Hund – natürlich sehr niedlich, wie ich damals einfach auch noch war.

Dann hab’ ich ihn davor gestellt und gesagt: “Schau her, ich glaub ich kann malen. Ich wünsche mir zu Weihnachten einen Ölmalkasten.” Den hab’ ich gekriegt und am 25. Dezember hab’ ich angefangen zu malen und dann eigentlich nicht mehr aufgehört.

 

Die Malerei war für mich einfach die Möglichkeit, in der ich mich ausdrücken wollte. Und in der Zeitung z.B. hat damals gestanden – bei meinen ersten Ausstellungen – die Renate Christin, die malt auch politische Themen, und das hat gestimmt. Ich hatte mich sehr mit der Umwelt befasst, sehr mit Familie befasst, sehr mit Politik, was dann später eigentlich aufgehört hat. Jetzt male ich eigentlich – ja – ich will das, was mich bewegt, was in mir drinnen ist will ich malen und nicht das, was von außen an mich ran kommt. Das stimmt zwar nicht ganz, denn wenn ich unterwegs bin – z.B. auf einem Symposium – dann male ich auch die Umgebung, aber deshalb, weil es mich inspiriert, weil es mir gefällt, oder weil es mir ein Bedürfnis ist, das zu malen.

 

Kannst du uns den Prozess ein wenig beschreiben? Wie kommst du an deine Themen ran? Führst du Skizzenbücher?

 

Ja –das ist eigentlich ganz anders. Wenn ich Skizzen mach, wenn ich draußen zeichne sozusagen, dann bleiben das auch Skizzen. Wenn ich male, dann ist das ganz anders. Ich fang an… z.B. ich bin auf einem Symposium. Dann gehe ich durch den Ort und such’ mir die Sachen, die ich aufkleben kann, collagieren kann, z.B. Plakate, die so runterhängen, irgendwelche Schnipsel auf der Straße, und die kleb’ ich auf die leere Leinwand. Das heißt für mich, ich bin an dem Ort angekommen. Dann fang ich das Malen an. Aber erst einmal spielerisch. Da muss noch absolut nichts bei rauskommen. Ich brauch diese Zeit, ja, die mir einfach gut tut, die man noch locker ist und bei der ich noch auf kein Ende denken muss, nicht dran denken muss: da muss jetzt was Gutes dabei rauskommen, oder so. Absolut nicht. Und dann, wenn ich irgendwo was seh, dann fang ich das Malen an. Und dann wird’s natürlich ernsthafter und – naja – dann kann ich mich auch nicht mehr ablenken lassen. Es ist fast so wie Meditation.

Und was dann dabei rauskommt, ist eine andere Sache , als wenn ich mir vornehme, gut, ich mal’ jetzt das ab, oder ich mach das, sondern dann lass ich die Arbeit, dann lass ich die Malerei kommen als solche.

 

Wie bist du auf die Idee gekommen, deinen Arbeitsprozess so zu gestalten?

 

Ich glaub’ ich bin ‘ne Sammlerin. Ich mag das gern, wenn irgendwelche Sachen irgendwo auf der Straße rumliegen – also ich mein Papiere. Ich klaub natürlich nicht alles zusammen. Aber ich mag gern schöne Sachen. Ob die für andere schön sind, ist eine andere Sache, aber für mich schön oder interessant, die mag ich gerne mit nach Hause nehmen. Und mit denen mag ich dann auch arbeiten, und die mag ich dann auch, dass sie in meine Arbeit mit einfließen. Ob sie dann zum Schluss sichtbar sind, ist eine ganz andere Sache. Das muss gar nicht sein. Sondern nur einfach, dass es drauf ist, dass ich das für mich angenommen habe, dass ich an dem Platz angekommen bin.

 

Wann ist ein Bild fertig?

 

Das ist ‘ne Frage… Ich hatte in Eichhofen 26 Jahre Sommerakademie geleitet und das bin ich oft gefragt worden. Es ist sehr sehr schwierig. Ich als Außenstehender kann bei anderen locker sagen: du, jetzt ist Schluss! Aufhören! Für mich ist es nicht so ganz einfach. Und trotzdem ist es so, dass ich für mich irgendwann einmal sage, gut, jetzt ist es für mich stimmig. Und wenn ich es in vierzehn Tagen, oder in einem viertel Jahr wieder anschau’ und dann ist es noch stimmig, dann merk ich, ja – das ist fertig. Aber wenn ich aufhöre, das Bild zu malen … es ist eigentlich nie fertig. Ich könnte immer wieder weitermalen. Aber manches Mal ist es tatsächlich so, dass ich sagen muss: gut! Bis hierher weiß ich, für mich ist es stimmig, es ist gültig und dann hör ich auf.

 

Könntest du hier trotzdem Bilder wiederfinden, die du vor zwei Jahren als stimmig bezeichnet hattest und du heute nochmal übermalen möchtest?

 

Ja, dann übermal ich gern. Ich übermal sogar sehr gerne. Und zwar einfach deshalb, weil dann zwei Stimmungen drauf sind, oder drei Stimmungen oder wie auch immer. Es ist diese…ja…sie können dann ruhiger werden. Ich denke einfach, dass ich bestimmte Ausschnitte aus der Malerei als für mich gültig – wie gesagt – empfinde, Dinge, die mir noch gefallen, und dann streich ich teilweise tatsächlich den Rest zu, nimm dann wieder was raus, übermal dann wieder, aber es ist so, dass das ein Wechselspiel ist. Immer mit mehreren Farben… Wenn ich z.B. mit Violett anfang, dann schaut das Bild zum Schluss absolut nicht violett aus, weil einfach ein helleres Rot, noch helleres Rot, dunkleres Rot z.B. draufkommt. Aber ich muss mit irgendwas anfangen, damit ich weiß – gut – diese Richtung will ich machen.

 

Welche Rolle spielt der Betrachter in deinen Bildern?

 

Der Betrachter, welche Rolle spielt der für mich? Ich mal in erster Linie für mich selber. Und wenn jemand kommt und das Bild anschaut, dann lass ich ihm eigentlich seine eigenen Gedanken dazu. Das heißt, meine Malerei ist so offen, dass jeder der das Bild anschaut ganz was anderes sehen kann. Und ich freu’ mich da drüber. Mein Vati hat 5 Tage vor seinem 88. Geburtstag gemeint, jetzt braucht er ein modernes Bild. Und er hat gemeint, ein abstraktes Bild. Und dann musst er rauskommen und sich selber aussuchen, und dann hat er am nächsten Tag angerufen und gesagt: du, ich hab schon was entdeckt drauf. Das hat mich gefreut. Am nächsten Tag hat er nochmal angerufen und gesagt: du, ich hab schon wieder was gesehen! Für jemanden, der abstrakte Malerei voll abgelehnt hat, war das ein ganz ein gutes Zeichen. Also es steckt was drinnen in den Bildern. Es müssen für mich nicht nur Farbflächen sein, sondern es sollte irgendetwas drauf sein, was das Auge auch fängt.

 

Kannst du uns etwas über deine Projekte sagen?

 

Also meine Projekte. Ich befasse mich großteils mit Europa. Und zwar ist das gewachsen. Ich hab die ersten Ausstellungen gemacht in Frankreich, in Italien, in der Schweiz. Überall waren Grenzen. Und auf einmal sind die Grenzen weniger geworden. Das hat mich natürlich fasziniert. Aber Europa als ein Thema zu nehmen, geht nicht. Man muss dieses Thema aufsplittern. Und zwar ist das für mich Fremde-Freunde – wenn ich irgendwo hingehe, an irgendeinen Ort, dann sind alle Menschen für mich fremd. Ob sie Freunde werden? Weiß man nicht. Kann sein, muss aber nicht. Vielleicht geh ich weg, ohne irgendeinen Bezug aufgebaut zu haben. Das zweite Thema ist Straßen in Europa. Das ist für mich ein ganz wichtiges Thema gewesen. Ich habe viel in Florenz mit Künstlern zusammen gearbeitet. Und den ganzen Weg…das waren immer Straßen. Das waren Autobahnen. Wir sind gefahren – Straßen sind einfach wichtig. Die ziehen sich wie ein Netz, ja, über die ganze Welt. Dann hab ich noch Zeitvermerke. Zeitvermerke, das sind die abstraktesten Bilder. Und zwar deshalb, weil meine Gedanken in dem Moment, in dem ich sie auf Papier oder auf die Leinwand bringe, einfach so sind, dass ich nicht an irgendetwas denke, sondern nur an den Moment der Malerei. Und dann kommt natürlich noch das große Thema Gemeinsames Haus Europa. Und wenn ich an Gemeinsames Haus Europa denk, dann mal ich Häuser. Dann mal ich einfach Häuser. Und ich denk nicht nur daran, sondern ich mach Interviews mit den Leuten, die ich treff, was sie von Europa, von dem Wechsel denken. Das ist für mich einfach Europa – der Wandel. Und das hat noch geheißen im Untertitel “Wahrheit oder Träumereien”oder so. Man weiß ja nie, wie’s ausgeht. Im Moment ist es gut und wir hoffen einfach, dass es so weiter geht. Das ist in meiner Malerei einfach gedanklich mit drin.

 

Und ansonsten sind Videoprojekte daraus entstanden?

 

Ja, und zwar Videos z.B. zu dem Straßenprojekt in Odessa. Also da haben Bitumenkocher gearbeitet, also mit Feuer. Es war heiß, es war dreckig, es war –ja stinkig. Man hat kaum atmen können. Und die haben in einer Ruhe gearbeitet und sie haben Bitumen gemacht, also für die Straße. Oder eben diese Interviews, die ich wirklich, in Litauen, in Griechenland, in Italien, in Frankreich, auf Kongressen in Brüssel usw. gemacht hab. Für mich beinhaltet das alles Europa.

 

Kannst du uns mehr über dein Donauprojekt erzählen?

 

Also ich hab fünf Reisen gemacht auf viererlei Schiffen innerhalb vier Jahren auf der Donau und man kann nicht schnell hingehn und malen. Also ist das Malen für später zuhause dann. Musst ich aufheben. Aber dort Video machen ist ganz wichtig, einfach weil… sonst ist das verloren. Man erlebt so viel, man ist zuhause, und geistig schwimmts wieder weg durch die ganzen anderen Sachen, die das überlagern. Also ist Video einfach wichtig. Dann sind Fotos natürlich wichtig. Ich hab Fotos gemacht auf der Donau – links, Mitte, rechts – alle fünfundzwanzig Kilometer, also das heißt eine Platte sind 100 Kilometer, vier Teile, und wenn man das aneinander reiht, von Regensburg bis ans schwarze Meer, ist das wie ein Panorama. Ein Panorama zur jetzigen Zeit – und zwar nicht an den – ja – touristisch interessanten Stellen, sondern man sieht oft auch die Kilometer, die sind ja angeschrieben an der Seite, die sind man dann im Foto. Also wirklich stur alle 25 Kilometer. Man muss sich als Künstler auch ein Ziel setzen, was man eigentlich machen will und nicht sagen: ah, das ist schön, oder das ist schön. So geht’s nicht. Sondern man muss wirklich sagen, man will konsequent stur das und das machen und das hab ich somit mit den Fotos gemacht.

 

Um was geht es in deiner Kunst? Erzählfreude, Welt verändern, Erlebnisse – Räume schaffen, Emotionen teilen, Bewußtsein schaffen…

 

Ja – um was gehts mir bei der Malerei? Ich würde sagen in erster Linie gehts um mich selber. Ich bin so egoistisch, dass ich mir das sagen trau. Und zwar wenn ich mal’, dann möchte ich meine Gedanken eben auf Papier oder Leinwand bringen. Und wenn ich z.B. wieder auf einem Symposium bin, dann sind Leute um mich drumrum und solche Situationen, die mal ich dann mit drauf. Und das ist ganz eigenartig. Nicht so, dass ich sag’, ich will jetzt den Mann, die Frau oder diese Situation malen, sondern die entstehen. Einfach, weil ich mich gedanklich ganz stark damit befass’ und dann entstehen diese Sachen. Somit sind’s erzählerische Arbeiten.

 

Glaubst du, dass Kunst die Welt verbessern kann?

 

Verbessern, ob die Kunst die Welt kann? Hm. Zumindestens ist es ein Anhaltspunkt, wo Menschen sich damit befassen. Dass sie gefangen sind in eine Idee, oder in eine Wahrmehmung, die jemand anders macht. Und wenn sie sich darauf einlassen, das bedeutet ja schon, dass sie jemand gegenüber akzeptieren, oder aber – wenn sie etwas nicht gut finden, dass sie sagen können, aus dem und dem Grund finde ich das nicht gut. Das passt nicht zu mir. Aber Verändern im eigentlichen Sinn, das glaub ich fast nicht. Nein.

 

In der Malerei versuchst du, die Grenzen des Mediums auszuloten. Du hast schon gesagt, du arbeitest mit Collagen. Ich habe auch schon Bilder von dir gesehen, in denen du mit Lichteffekten arbeitest und du Dinge schaffst irgendwo zwischen Malerei und Installation. Was versuchst du mit diesen Experimenten?

 

Also meine Bilder sind vor allen Dingen Gedanken, aber es sind auch Teilstücke oder Bruchstücke drinnen, die ich von woanders her aufnehme. Das heißt, die Collagen und die Malerei müssen sich zusammenfinden. Die Collagen sind aber z.B. nicht nur Papier oder Schnipsel, sondern z.B. Wellpappe. Wellpappe weil….ja…weils einfach gar nicht mehr so viel gibt. Das hört auf. Es gibt jetzt überall diese Knackfolien und Wellpappe wird irgendwie zum Novum.

Ja wie gesagt am Anfang schon mit den Collagen: Ich bin ein gewaltiger Sammler. Bei mir liegen überall kleine Sachen rum. Und bei der Donau warens natürlich Äste, Zweigerl, die ich gefunden hab, aus denen ich später dann Schiffe, Boote gebaut hab, ineinander geflochten, oder aber Sand oder Kieselsteine oder aber, ja, was ich eben so gefunden hab’. Oder aber als ich am schwarzen Meer war z.B. hab ich mit Sand gearbeitet. Diesen ganz feinen Sand draufgegeben und natürlich immer drübergemalt. Aber es kann sein, was es will. Bei meinen Donaubildern mit Schiffen habe ich wirklich Fundstücke davorgehängt, an Nylonseilen z.B. Holzstücke davorgehängt oder Steine oder so. Einfach weil es dazugehört. Das gibt meinen Gedanken mehr Spielraum. Also es ist nicht nur auf die Fläche, auf die Leinwand bezogen, sondern ich hol’ noch etwas dazu, was ich davor, dazu oder irgendwie mit einbau’ und dann ist das für mich mehr gesamter, es sind mehr Gedanken drauf. Mehr Möglichkeiten.

 

Gibt es ein Werk von dir, was dir besonders viel bedeutet?

 

Ja, das ist das Donau-Projekt. Also das muss ich sagen. Dieses Kunstprojekt, was ich auf der Donau gemacht hab’, das hat mir… ja… nicht nur künstlerisch viel gegeben, sondern auch menschlich sehr viel gegeben. Diese Menschlichkeit, die da rübergekommen ist. Und diese Langsamkeit. Nach zwei Tagen hat man das Gefühl, man lebt mit Donau, man ist Donau. Es schwingt alles anders. Und allein solche Sachen zu merken, dass man nicht nur Arbeit als solche macht, sondern dass man sich ganz hinein fallenlassen kann, das ist für mich eine ganz tolle Erfahrung.

 

Du warst ja jetzt auch nicht auf einem Personenschiff….

 

Nein, ich war nie auf einem Personenschiff, sondern immer auf Lastschiffen, auf Zugschiffen, auf Schubschiffen, also wirklich auf Schiffen, wo gearbeitet worden ist und wo sonst keiner drauf kommt. Und wo ich ganz lange gebraucht hab’, bis ich jemanden gefunden hab’, der mich mitnimmt. Einfach: ich kann zur Belastung werden oder zur Gefahr oder was will eine Frau unter lauter Mannerl am Schiff? Wenn der Kapitän gesagt hat, ich hab keine Kajüte für Sie! Dann hab ich gesagt, naja, ich schlaf auch irgendwo auf ‘ner Bank, das ist mir egal! Ja – aber meinen Mannen nicht! Vollkommen klar! Im Nachhinein weiß ich genau, dass es stimmt. Die Kapitäne, die mich draufgenommen haben auf das Schiff, die haben gewusst: meine Besatzung ist in Ordnung und da kann ich das machen. Die mich nicht drauf genommen haben, und ich hab sie dann später gesehen, oh Gott war ich froh, dass die so vernünftig waren. War schon gut so, ja.

 

Zeitgenössische Kunst, was ist das für dich?

 

Was ist für mich zeitgenössische Kunst? Zeitgenössische Kunst ist dann, wenn Künstler das arbeiten, was für sie zeitgerecht ist. Das heißt, dass sie also keine Künstler nachmachen – höchstens beim Studium, vollkommen klar, da muss es sein – aber dass sie sich mehr und mehr zu dem entwickeln, was sie selber sind. Und wenn sie Menschen aus diesem Zeitalter sind, dann müsste es auch solche Malerei werden.

 

Gibt es Vorbilder, die für deine Malerei eine Rolle gespielt haben?

 

Also, wenn ich an Vorbilder denk, tu ich mich ein bisschen hart. Aber ich komm aus der gestischen Malerei und da war für mich Schumacher natürlich ganz ganz wichtig. Und ich hatte den alten Herrn noch erlebt, so ziemlich, also im letzten Jahr, mit einer wunderschönen Widmung in seinem Buch und ich mag seine Malerei, weil sie spontan ist. Und das ist für mich ehrliche Malerei, z.B. Aber ansonsten fällts mir schwer, ja.

 

Ich weiß, du bist viel kulturpolitisch unterwegs gewesen, z.B. bei der IGBK, ja, du hast bei vielen Organisationen und Fachverbänden den Vorsitz geführt. Gibt es etwas, was du kulturpolitisch ganz gerne durchsetzen möchtest?

 

Also in Regensburg gäbe es viel durchzusetzen. Da sind z.B. Räumlichkeiten oder Ateliers für Künstler, die geschaffen werden müssen. Und da kann natürlich die Stadt schon behilflich sein. Ansonsten – ja – es wär natürlich vieles, was ich gerne machen würde, von dem ich aber von vorherein weiß, dass es nicht geht. Und zwar z.B. Ausstellungsvergütungen für Künstler. Der Künstler macht sowieso vieles umsonst. Aber irgendwo muss er natürlich auch leben.

 

Du bist Künstlerin, Kunstvermittler, Lehrerin und Förderer. Welche Aufgabe ist dir am wichtigsten?

 

Wenn ich jetzt das wählen müsste, was mir am liebsten ist, dann muss ich eigentlich ganz ehrlich sagen, das was ich grad mach. Weil ich einfach der Meinung bin, wenn ich etwas mach’, dann mach’ ichs nur deshalb, weil ich es gern mach.

 

Ich bin überhaupt ein Mensch, der nicht unbedingt sucht. Also nicht dringend sucht! Man ist ja immer auf der Suche. Aber ich bin ein Mensch, der manche Sachen auf sich zukommen sieht, und sie dann auch wahr nimmt. Dann, wenn ich die Sachen wahr nehme, dann möchte ich sie natürlich auch bestens durchführen. Aber nicht so, dass ich jetzt sag, ich will, ich will, sondern ich bin einfach jemand, der gefunden wird oder der findet. Und da bin ich eigentlich sehr froh drum.

MalerarbeitenC

Renate Christin – photo: Tobias Öllinger

 

 

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